Es sind die, die nichts besitzen
Die uns all das geben
Was unbezahlbar ist.
Foto: Christopher Michaelis
Foto: Christopher Michaelis

Wer sich Sittiche, Kanarien oder Papageien anschaffen möchte, sollte folgendes zur Haltung und Pflege wissen.

Eine artgerechte Haltung von Sittichen, Papageien und anderen Ziervögeln umfasst eine, auf die Anzahl der Tiere angepasste, Voliere mit ausreichend Platz zum Fliegen, Beschäftigungsmöglichkeiten und eine gesunde Ernährung. Täglicher Freiflug bei Haltung in der Wohnung ist ein Muss.

Vögel haben, je nach Art, eine relativ hohe Lebenserwartung. Kleinere Ziervögel werden je nach Art 8-12 Jahre alt, Papageien wie Ara´s oder Kakadu´s können weit über 50 Jahre alt werden. Dessen sollte man sich vor Anschaffung bewusst sein.

Bevor man sich dazu entscheidet Ziervögeln ein Zuhause zu schenken, sollte man sich über die verschiedenen Arten und deren Bedürfnisse und Lebensweisen genau informieren. 

 Kim Enders1

Foto: Kim Enders

So sollte die Voliere ausgestattet/eingerichtet sein:

Eine gute Voliere hat einen Innenteil, der Schutz vor Witterung und Raubtieren bietet und einen Außenteil, der viel Platz, frische Luft, Sonne, aber auch Schattenplätze bietet. Die fachgerechte Ausstattung ist wichtig. Diese umfasst herausnehmbare Sitzgelegenheiten (glatte Stangen und natürliche Äste), Wasserschalen in Bodennähe, Einstreu aus Bau- oder Vogelsand, Spielzeug zur Beschäftigung und ungiftige Grünpflanzen.

Der Bodenbelag sollte zur Vogelart passen. Einige Arten mögen es im Sand zu wühlen, andere scharren lieber in der Erde. Grundsätzlich sollte der Boden naturbelassen sein, dass sie sich naturgetreu ihr Gefieder sauber halten und sich nach Herzenslust austoben können. Gern können sich in der Voliere auch verschiedene Materialien (Vogelsand, Gras, Rindenmulch, Kies, Hanfeinstreu, düngemittelfreie Erde) befinden. Auch Bademöglichkeiten sind wichtig. Dazu könnte man einfache Blumenuntersetzer oder spezielle Vogelbäder benutzen. Das Wasser sollte stets frisch und hygienisch einwandfrei sein, dass die Tiere gesund bleiben. Geeignete Spielmöglichkeiten müssen vorhanden sein, denn Vögel sind sehr intelligente Tiere, die gern ihren Kopf benutzen und keine Langeweile mögen. Das Material sollte natürlich, haltbar und frei von verschluckbaren Kleinteilen sein. Am Besten eignen sich unbehandelte Zweige, Seile, gebundene Blätter, Schaukeln, Stangen und anderes Spielzeug aus Holz. 

Eine große Bereicherung bei einer Außenhaltung eine bepflanzte Voliere und ein grüner Garten. Bei der Haltung in der Wohnung sollten die Pflanzen in der Nähe stehen. Die Pflanzen verbessern die Lebensqualität und sorgen für ein gutes Klima. Passend dafür sind Kräuterpflanzen, beerentragende Büsche, Birne, Hagebutte, Löwenzahn, Buche, Eberesche, Haselnuss, Pappel, Weißdorn, Sandorn und Hollunder. In der Voliere selbst sollten nur Gehölze Platz finden, die ausschließlich als Nahrungsquelle dienen, wie z.B. Birne, Vogelkirsche, Vogelbeere, Disteln oder Mädesüß. Auf jeden Fall sollten die Pflanzen nicht giftig und in kurzer Zeit abgeknabbert sein. Giftig sind u.a. Hyazinthen, Weihnachtssterne, Alpenveilchen, Narzissen und viele weitere.

Die Voliere sollte je nach Art und Anzahl der Vögel mindestens 4-6 qm groß und mindestens 2 m hoch sein. Darin könnte man bis zu 6 Wellensittiche unterbringen. Für Papageien sollte die Voliere mindestens 15- 20 qm groß und mindestens 2,50 m hoch sein. Im Bestfall sollte zusätzlicher Freiflug angeboten werden. 

Die richtige Nahrung:

Neben hochwertigem Körnerfutter sollte auch täglich Grünfutter angeboten werden. So ist die Nahrung entsprechend ausgewogen und beugt Fettleibigkeit vor. Dazu gehören unbehandelte Kräuter, Gemüse und Obst. Am Besten aus dem eigenen Garten. Von Kräutern und Gemüse sollten täglich mindestens 3 verschiedene Sorten angeboten werden. Obst eher in geringeren Mengen anbieten, da sie Zucker enthalten. Geeignetes Frischfutter ist z.B. Salat, Gurke, Karotten, Kresse, Äpfel und Birnen. Altes Frischfutter sollte am Abend immer aus der Voliere entfernt werden.

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Artgenossen:

Vögel sind Schwarmtiere und sollten unter keinen Umständen allein gehalten werden. Sie sind sehr sozial und würden einen hohen Leidensdruck und Verhaltensstörungen, wie Federrupfen, Selbstverstümmelung, Depression oder Aggresivität, entwickeln. Der Mensch kann einen Artgenossen nie ersetzen, da vogeltypische Verhaltensweisen, wie gemeinsames baden, kuscheln und gegenseitiges Füttern fehlen würden. 

Bei der Anschaffung von Papageien gibt es eine wichtige Besonderheit, die unbedingt beachtet werden muss:

In Deutschland benötigt man für die legale Haltung von Papageien einen Herkunftsnachweis (legaler Ursprung der Tiere, seriöser Züchter), sowie die Kennzeichnung des Tieres mittels Transponder oder Ring. Diese Dokumente sind bei der zuständigen Behörde vorzulegen. Alle wichtigen Daten zum Tier sollten auf dem Dokument vermerkt sein. Bei besonders geschützten Arten benötigt man zusätzlich eine Vermarktungsbescheinigung. Verstöße gegen die Meldepflicht werden mit hohen Bußgeldern geahndet. Tiere deren Herkunft zweifelhaft ist, können und werden beschlagnahmt. 

Diese strengen Bedingungen dienen dem Schutz vor illegalem Handel. 

Generell gilt, dass wirklich artgerecht allerdings nur die Freiheit wäre. Aber nicht jede Vogelart kann allein in der ausschließlichen Freiheit hier bei unserem Klima überleben. Solange Ziervögel gezüchtet werden, wird es diese nicht völlig artgerechte Haltung geben. Macht es euren gefiederten Haustieren deshalb so artgerecht, naturnah und angenehm wie möglich. 

 

Ruby Golde

Foto: Ruby Golde